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Der Archetyp – Freund und Feind in der Literatur

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In jedem von uns steckt er. Jeder vor uns fürchtet ihn. Trotzdem ist er für viele Menschen einfach nicht richtig greifbar: Der Archetyp. Als Archetyp bezeichnet man in der Analytischen Psychologie die Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster. Der Archetyp beschreibt die Urform oder auch das Urbild bestimmter Charaktere oder Geschehnisse. Es ist die Grundprägung, die uns alle erschaffen hat. Vereinfacht gesagt, der Archetyp ist ein Klischee. Er ist der Narr, der Weise oder der Schurke. Wir nutzen ihn, um Geschichten zu erzählen. Er steht für Bilder, die der Leser sofort wiedererkennt.

In jedem von uns steckt ein wenig Archetyp. Der Archetyp ist verantwortlich für das menschliche Verhalten und schafft es, uns heimlich in unseren Handlungen zu beeinflussen. Anders als es das Wort vermuten lässt, steht das Wort Archetyp nicht nur für Typen, Charaktere oder Menschen, sondern auch für Ereignisse oder Erfahrungen. Zu diesen Urerfahrungen gehören beispielsweise die Charakteristika männlich oder weiblich, die Geburt, Kindheit und Pubertät oder aber auch die Wandlung und der Tod. Beim Archetypen handelt es sich also um ein psychologisches Konzept, das man erlernen kann. Dieses Konzept geht auf den Schweizer Psychiater und Psychologen Carl Gutav Jung zurück. Ich zeige dir, wie du dir dieses Konzept aneignen kannst und für deine Geschichten verwenden kannst.

Der Archetyp als psychologisches Konzept

Ein Beispiel für einen klassischen Archetypen, das jedem von uns schon einmal begegnet ist, ist der Engel. Der Engel steht als Symbol für Spiritualität und Religionen. Er verkörpert etwas, ohne dass wir länger darüber nachdenken müssen. Der Psychologe Carl Gustav Jung bezeichnet sein Konzept als Archetypen des kollektiven Unterbewussten. Grundbaustein seiner Konzeptentwicklung waren Motiv-Vergleiche aus unterschiedlichen Quellen. Er beobachtete die Träume und Phantasien von Menschen und stellte dabei fest, dass seine Testobjekte allesamt auf typische Mythologeme zutrafen, von denen sie niemals alle gleichzeitig hätten wissen können. Jung ist dabei insbesondere das Überpersönliche an diesem Muster aufgefallen:

Die Inhalte des persönlichen Unbewußten sind Erwerbungen des individuellen Lebens, die des kollektiven Unbewußten dagegen stets und a priori vorhandene Archetypen.

Im Grunde also haben wir alle archetypische Grundlagen in unserer menschlichen Psyche. Während seiner Traum-Analysen konnte Jung einige Hauptkategorien von archetypischen Symbolen erkennen, die mit der Struktur der menschlichen Psyche zusammenhängen. Alle diese Archetypen-Teilbereiche sind im Grunde Überkategorien des großen Ganzen. Sie beschreiben seelische Inhalte, Psychologie und Persönlichkeit:

  • Das Ich-Bewusstsein: Jeder Mensch hat von Natur aus die Veranlagung dazu, sich selbst und sein Bewusstsein in den Mittelpunkt zu stellen. In der Literatur ist das der Held.
  • Der Schatten: Jeder hat einige un- oder teilbewusste Persönlichkeitsanteile, die zum Persönlichkeitsschutz entweder verdrängt oder verleugnet werden. Es ist das Gegenstück zum Ich-Bewusstsein und widerspricht diesem in vielen Punkten. Hier sprechen wir vom Antihelden.
  • Das Selbst: Das Selbst ist die Verbindung vom Ich-Bewusstsein und vom Schatten und stellt die Mitte der menschlichen Psyche dar. Es ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Verstandes.
  • Anima und Animus: Mit diesen beiden Begrifflichkeiten werden die gegengeschlechtlich wirkenden Seelenbereiche eines Menschen bezeichnet. Sie können positiv oder negativ gleichermaßen sein und werden meistens unwillkürlich in Personen des Gegengeschlechts projiziert. Aus ihnen heraus entstehen überwältigende Faszinationen. In der Literatur spielen sie in Romanzen eine wichtige Rolle.

Den Archetyp beim Schreiben zum Leben erwecken

Künstler und Schriftsteller nutzen den Archetyp schon lange für sich und ihre Kunst. In der Dramaturgie spielt er eine wichtige Rolle. In Film und Theater beispielsweise bieten sich diese Typen an, um bestimmte Rollen und ihre jeweiligen Funktionen zu charakterisieren. Das hat den Vorteil, dass dem Zuseher die dargestellten Figuren vertraut vorkommen. Im Grunde ist der Archetyp eine Schablone, die wir übertragen können um etwas neues zu formen. Mit dem Archetyp wollen wir also eine Grundrichtung festhalten. Sie helfen die Geschichte in Gang zu bringen. Zusammen mit der Schneeflockenmethode schreiben sich dank ihnen Geschichten beinahe von selbst. Du glaubst mir nicht? Dann stelle ich dir im Folgenden die beliebtesten Archetypen aus Büchern vor.

12 Archetypen aus Büchern

Wie du auf der nachfolgenden Grafik erkennen kannst, hat jede gute Geschichte ihren eigenen Dreh- und Angelpunkt, von dem aus sich das Geschehen abspielt und in Bewegung gesetzt wird. Ihm gegenüber stehen verschiedene Charaktere die dem Archetypus entstammen und so unsere Worte zum Leben erwecken können. Einige dieser Charaktere werden in beinahe allen Geschichten wieder entwickelt. Der einzige Grund, weshalb sie uns nicht auf Dauer langweilen, ist, weil sie nur eine grundlegende Richtung darstellen und dann beliebig vom Autoren erweitert werden können.

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Ich erkläre dir die unterschiedlichen Archetypen anhand ihrer Grundorientierung und am Beispiel der Charaktere aus Harry Potter von J.K. Rowling, um dir ein besseres Bild der verschiedenen Grundorientierungen vermitteln zu können.

1. Liebe

Die Liebe gibt in vielen Geschichten einen wesentlichen Leitfaden vor. Sie äußert sich in den meisten Fällen als Archetyp der Geliebten oder des Geliebten und wird vom Helden oder Protagonisten heiß ersehnt. Sie verspricht Sicherheit, ist aber auch mit einem gewissen Risiko verbunden. In Harrys Fall kann das sowohl die Liebe zur Magie und Zaubererwelt sein wie auch die Liebe zu Ginny Weasley. Liebe ist kein Charakteristika, das zwangsläufig an einen Menschen gebunden ist.

2. Freundschaft

Die Freundschaft spiegelt sich in dem Begleiter und dem treuen Kameraden des Helden wieder. Er wirkt unterstützend auf den Protagonisten ohne die Handlung alleine voran treiben zu können. Dennoch ist der Held auf diese Freundschaft angewiesen, um aus ihr neue Kraft schöpfen zu können. Am Beispiel von Harry Potter äußert sich dieser Archetyp im Beispiel von Ron Weasley.

3. Umfeld

Das Umfeld umschreibt die direkten Bezugspersonen des Protagonisten, die diesen formen und deshalb auch unwillkürlich auf dessen Struktur einspielen, weshalb diese Eigenschaft in der oben stehenden Grafik direkt daran angrenzt. In den Harry Potter Büchern sind es die Klassenkameraden von Harry Potter.

4. Sicherheit

Die Sicherheit blockiert in Büchern den Heldern und zwingt ihn dazu, aus der eigenen Komfortzone heraus zu treten und über sich selber hinaus zu wachsen. In den Büchern von J.K. Rowling äußert sich das durch den Archetyp Hogwarts. Ein Gemäuer, das unzerstörbar wirkt und Harry Potter aus seiner furchtbaren Vergangenheit gerettet hat sowie ihn auf neue Wege leitet. Gleichzeitig bietet der Schauplatz genug Freiraum zur Selbstentfaltung und Weiterentwicklung.

5. Kreativität

Die Kreativität fordert den Hauptcharakter immer wieder auf’s Neue heraus neue Dinge auszuprobieren. In Harry Potter zeigt sich das in Form der Zauberei. Der Hauptcharakter muss durch die Kreativität in der Lage sein Rätsel zu lösen und Probleme aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen.

6. Muße

Muße ist es, die den Hauptcharakter am Laufen erhalten soll. In unserem Beispiel ist es der Schulunterricht, der – unabhängig von den äußeren Geschehnissen – voran schreitet, ohne sich beirren zu lassen. Jede gute Geschichte benötigt einen festen Punkt, der sich nicht verändert.

7. Selbstverwirklichung

Die Selbstverwirklichung ist das Ziel der Reise, das der Hauptcharakter im Roman erreichen möchte. Bei Harry Potter ist es der Frieden in der Zaubererwelt sowie Harrys Ziel Auror zu werden.

8. Kontrolle

Die Kontrolle ist meistens ein innerer Konflikt des Protagonisten, den er mit sich selber austragen muss und der ihn an seinen Abenteuern hindert. Als Archetyp lässt sich hierfür beispielsweise Harrys Blitznarbe nennen, die ihn immer wieder in seinen Entscheidungen beeinflusst und kontrolliert, sowie ihn den Weg weist.

9. Macht

Die Macht äußert sich in unserem Beispiel ganz klar in der Form von Lord Voldemort. Der Archetyp Macht wird meistens in Form des Antihelden oder Gegenspielers dargestellt, um die Differenz und die Entschlossenheit dem Leser näher zu bringen, mit der er konfrontiert ist. Das Spiel mit der Macht wird stets als gefährlich verstanden und birgt einige Gefahren und trägt folgen mit sich. Auch wird in diesem Zusammenhang oft das Feuer verwendet.

10. Freiheit

Bei der Freiheit als Archetyp handelt es sich um ein beinahe unmöglich erscheinender Traum, den der Charakter anstrebt. Die Freiheit als Archetyp in der Literatur liegt oft in ungreifbarer Zukunft und ist ein stetig fortlaufender Kampf, der niemals ganz gewonnen werden kann. In Harrys Fall äußert sich die Freiheit in seiner Familie, die er zwar verloren hat, doch in seinen Freunden, seiner Zukunft als Zaubrer und in der Weasley Familie wiederzufinden scheint.

11. Sicherheit

Mit der Sicherheit wird in Geschichten oft der Ankerpunkt des Protagonisten verknüpft, der die Geschichte in brenzlichen Situationen erneut antreibt und dafür sorgt, dass der Held eine Chance im Kampf gegen das Böse behält. Ein Beispiel für einen archetypischen Zusammenschluss in unserem Beispiel wäre der Orden des Phönix, der Harry Kraft gibt und ihn unterstützt.

12. Weisheit

In jedem Buch gibt es eine Figur oder einen Ort, der die Weisheit verkörpert. In Harry Potter ist dies mit Sicherheit der Charakter Albus Dumbledore. Die Weisheit übersteigt die Weisheit des Lesers in vielen Punkt und wirkt stets ein wenig ungreifbar und unerreichbar.

Welche Erfahrungen mit Archetypen hast du in deinem Leben bisher gemacht? Hinterlasse mir gerne deine Anregungen als Kommentar.

Beitragsbild: © lisa870 – pixabay.com

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